3OTAGE IN KIRCHE UND WELT

Polen
Konkordat mit dem Heiligen Stuhl endlich ratifiziert

     Fünf Jahre nach der Unterzeichnung im Juli 1993 haben die Republik Polen und der Heilige Stuhl das Konkordat am 25. März im Vatikan endlich ratifiziert. Außergewöhnlich ist in diesem Zusammenhang, daß Papst Johannes Paul II. die Ratifizierung des Konkordats persönlich vollzogen hat.
     Schneller erfolgte hingegen die Ratifizierung des Abkommens zwischen dem Heiligen Stuhl und Ungarn. Es wurde letztes Jahr unterzeichnet und Anfang April in Budapest ratifiziert.

Jerusalem
Lateinischer Patriarch zum ersten Mal im Sitz des Rabbinats

     Am 23. März war der lateinische Patriarch von Jerusalem, Michel Sabbah, zu Gesprächen mit den beiden Oberrabbinern, Meir Israel Lau (aschkenasisch) und Eliahu Bakshi-Doron (sephardisch) im Sitz des Rabbinats der Heiligen Stadt.

Mexiko
Drittes internationales Priestertreffen

     „Bekehrt euch, um zu bekehren" lautet das Thema des dritten internationalen Priestertreffens vom 7. bis 12. Juli in Mexiko. Die beiden ersten Treffen, an denen Priester aus aller Welt teilnahmen, fanden 1996 in Fatima und 1997 an der Elfenbeinküste statt.

Rußland
Zahl der katholischen Bischöfe hat sich verdoppelt

     Am 23. März gab der Vatikan die Ernennung jeweils eines Weihbischofs für beide Verwaltungsgebiete der katholischen Kirche in Rußland bekannt. An die Seite des Apostolischen Administrators für das europäische Rußland, Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz, hat der Papst den deutschen Priester Klemens Pickel, 36, nach Moskau berufen. In Novosibirsk wird hingegen der polnische Steyler Missionar Jerzy Mazur dem Apostolischen Administrator von Sibirien, dem Jesuiten Joseph Werth, in seinem Hirtenamt zur Seite stehen. Diese Mitteilung erfolgte am gleichen Tag, als Boris Jelzin die Regierung um Tschernomyrdin abgesetzt hat - purer Zufall, wie der Vatikan versichert. Dieses Mal hat der Vatikan die Autoritäten der orthodoxen Kirche jedoch im voraus über die neuen Ernennungen unterrichtet, und bisher gab es von dort auch noch keine Reaktionen. Vor sieben Jahren war dies anders: Kondrusiewicz und Werth wurden ohne Vorankündigung ernannt, so daß der Patriarch von Moskau heftig protestierte.

Südafrika
Clinton geht zur „Erstkommunion"

     Die Erstkommunion der Familie Clinton hieß es ironisch im Our Sunday Visitor, und dann folgte ein Bericht über den unerlaubten Kommunionempfang von Bill Clinton und seiner Ehefrau in einer katholischen Kirche. Berichten der römischen Tageszeitung Il Messaggero zufolge sei das „Sakrileg" - er ist Baptist, sie Methodistin - am 29. März in der Kirche Regina Mundi in Soweto, einem Vorort von Johannesburg, begangen worden, wo der Herr des Weißen Hausens auf seiner Afrikareise Station machte. Unmittelbar nach der Veröffentlichung des Fotos, auf dem Clinton aus der Hand eines katholischen Priesters die heilige Kommunion empfängt, verlangten verschiedene vatikanische Dikasterien von Manuel Monteiro de Castro, der erst seit einigen Monaten Nuntius in Pretoria ist, eine ausführliche Erklärung. Gegen die Erstkommunion des prominenten Ehepaars haben sich die amerikanischen Kardinäle John Joseph O'Connor von New York und Anthony Bevilacqua von Philadelphia geäußert. Der Priester, Moholomi Magubane, der dem Präsidenten und seiner Frau die heilige Kommunion gereicht hat, rechtfertigte sein Vorgehen mit dem Verweis auf die letzten Richtlinien der Südafrikanischen Bischofskonferenz zum Ökumenismus. Diese hat jedoch jegliche Verantwortung für den Vorfall zurückgewiesen. „Da es sich um einen Nichtkatholiken handelte, durfte er nicht zum Kommunionempfang zugelassen werden. Das ist eine Vorschrift des Kirchenrechts. Daher darf keine Bischofskonferenz eine andere Bestimmung einführen", erklärte der Sekretär der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung, Erzbischof Geraldo Majella Agnelo, gegenüber der Agentur der Bischofskonferenz der Vereinigten Staaten, dem Catholic News Service.

Vietnam
Die Religion kann uns helfen

     Am 19. März erklärte der vietnamesische Premierminister, Nguyen Tan Dung, bei einer Konferenz der Regierungskommission für religiöse Angelegenheiten: „Die Religion hilft uns, die sozialen Probleme zu verringern, die nach der Öffnung des Landes für die freie Marktwirtschaft aufgekommen sind." „Karl Marx", erklärte der Premierminister weiter, „bezeichnete die Religion als Opium für das Volk. Doch angesichts des Drogenmißbrauchs, der Prostitution und der anderen Plagen, die Vietnam heimgesucht haben, kann die Religion uns unserer Ansicht nach helfen, aus dieser Situation herauszukommen."

USA-China
Abkommen zwischen der Universität von Peking und den amerikanischen Jesuitenhochschulen

     Am 13. März unterzeichneten die Universität von Peking und die Fordham University New York, die wie alle anderen dreiundzwanzig mit ihr verbundenen amerikanischen Universitäten von Jesuiten geleitet wird, ein Abkommen über ein gemeinsames Programm. Der Vertrag über das internationale Programm von Peking über Unternehmensführung (Beijing International Management Programms, Bimp) stellt für die Volkrepublik China eine völlige Neuheit dar und ist der Anfang des ersten ausländischen Programmes, das offizielle Anerkennung findet. Zu den 24 an dem Programm beteiligten Jesuitenhochschulen gehören unter anderem: die Universität Georgetown von Washington, das Boston College, die Universitäten Marquette von Milwaukee, Loyola von Los Angeles, Baltimore und New Orleans sowie die Universitäten von San Francisco und Seattle.

Spanien
Große Statue von Johannes Paul II. in Madrid

     Vor der Kathedrale von Madrid wird eine drei Meter große Statue von Johannes Paul II. aufgestellt. Dies teilte der Neukardinal Antonio María Rouco Varela gegenüber der Presse mit. Die Statue zeigt Johannes Paul II. „in jungen Jahren, wie er kraftvoll während der Predigt die Arme ausbreitet", und wird von vier Brunnen umgeben sein. Das Denkmal, das 15 Millionen Peseten (umgerechnet 180.000 Mark) kosten wird, stammt von dem spanischen Bildhauer Juan de Ayala.

Heiliger Stuhl
Journalist neuer Botschafter von Panama

     Der neue Botschafter von Panama beim Heiligen Stuhl ist Journalist und politischer Berichterstatter. Er heißt Antonio Velásquez Fernández, ist 69 Jahre alt, hat sechs Kinder und war bereits mehrmals als Sonderbotschafter tätig.

Klerus
Nein zum Diakonat der Frau bestätigt

     Auf den 140 Seiten zweier gemeinsamer Veröffentlichungen haben die Kongregation für das katholische Bildungswesen und die Kongregation für den Klerus bestätigt, daß Frauen weder zur Priester- noch zur Diakonenweihe zugelassen werden können. Die Präfekten und Sekretäre der beiden Kongregationen, die Kardinäle Pio Laghi und Darío Castrillón Hoyos, sowie die Erzbischöfe José Saraiva Martins und Csaba Ternyák haben im Rahmen der Vorstellung der Grundlegende Bestimmungen für die Ausbildung der ständigen Diakone - Leitfaden für den Dienst und das Leben der ständigen Diakone am 10. März erklärt, die Diakoninnen, von denen das Neue Testament spricht „sind keine Diakoninnen im heutigen Sinne".

Dementierungen
Ratzinger gibt sein Amt nicht auf

     Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, hat die Anfang Februar aufgekommenen Gerüchte über sein bevorstehendes Ausscheiden aus dem Amt dementiert. Im Kloster Andechs in Bayern erklärte Ratzinger während der Vorstellung der deutschen Ausgabe seines Buches Dalla mia vita. Ricordi 1927-1977 - Aus meinem Leben: Erinnerungen (1927-1977), das letztes Jahr in Italien im Verlag San Paolo erschienen ist, er werde auch weiterhin im Amt bleiben.

Neokatechumenat
Die Normen für die Meßfeier des Weges

     Die Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung hat in der letzten Ausgabe von Notitiae (Nr. 375-377, S. 519) die Normen bekräftigt, die der Neokatechumenale Weg bei der Feier der heiligen Eucharistie beachten muß, und bestätigt, daß die bereits 1988 erlassenen Weisungen auch weiterhin gelten. Damit antwortete die von Kardinal Jorge Arturo Medina Estévez geleitete Kongregation auf „Anfragen aus verschiedenen Regionen". Die Kongregation erlaubt den neokatechumenalen Gruppen, „die heilige Kommunion unter beiderlei Gestalten zu empfangen, wobei immer ungesäuertes Brot zu verwenden ist, und den Friedensgruß ‚ad experimentum' nach den Fürbitten einzufügen". „Der zuständige Ortsordinarius", heißt es weiter, muß gewöhnlich oder ‚ad casum' über Ort und Zeit der Gottesdienste unterrichtet werden; ohne seine Erlaubnis dürfen sie nicht gefeiert werden."
     Neu ist im Vergleich zu den Weisungen von 1988 der noch restriktivere Schlußparagraph. „Darüber hinaus soll die neokatechumenale Bewegung sich bei den liturgischen Feiern genau an ‚die von der zuständigen Autorität genehmigten liturgischen Bücher' halten. ‚Deshalb darf niemand dabei eigenmächtig etwas hinzufügen, weglassen oder ändern' (Codex des kanonischen Rechtes, can. 846 §1). Was die liturgischen Bücher betrifft, soll man auch die Vorschriften der Rubriken befolgen."

Sant'Egidio
Gemeinschaft unter Beschuß

     Am Freitag, den 3. April, hat die Gemeinschaft Sant'Egidio an den Kiosken eine unangenehme Überraschung erlebt. Die an diesem Tag erschienene Ausgabe des Espresso hat nämlich einen vernichtenden Beitrag über die von Prof. Andrea Riccardi gegründete kirchliche Bewegung veröffentlicht: ein ins Auge springendes, siebenseitiges Dossier mit Ankündigung auf der Titelseite aus der Feder des Vatikanberichterstatters Sandro Magister. Die Gemeinschaft Sant'Egidio hat in der Presse eigentlich einen guten Ruf, so daß das andere italienische Nachrichtenmagazin Panorama am gleichen Tag einen Lobartikel über die herausragende Rolle der Gemeinschaft bei der jüngsten Krise im Kosovo veröffentlichte. Es ist aber nicht das erste Mal, daß die Gemeinschaft in den Medien einen solchen Dolchstoß erleidet. Bereits im August letzten Jahres hat die italienische Tageszeitung Il Messaggero einen langen Artikel über die angeblichen Machenschaften von Riccardi & Co. gegen Kardinal Angelo Sodano veröffentlicht. In diesem Fall aber druckte die Tageszeitung auch ein entschiedenes Dementi des Pressesprechers der Gemeinschaft, Mario Marazziti, ab. Dieses Mal ist der Angriff eher virulent und beinhaltet auch moralische Anschuldigungen gegen das Führungsgremium der Gemeinschaft. Die Anschuldigungen sind zusammengefaßt in dem Kasten unter dem Titel Strane coppie di Trastevere. Matrimoni combinati, divorzi, natalità zero, contraccezione e altre eresie (Eigenartige Paare von Trastevere, Mischehen, Scheidungen, keine Geburten, Empfängnisverhütung und andere Irrlehren) wiedergegeben.
     Der Tiefschlag des Espresso hat offenbar aber nicht den Ruf geschmälert, den die Gemeinschaft in kirchlichen und politischen Kreisen genießt. Im Osservatore Romano vom 6./7. April erschien in der Tat die Ankündigung eines von Sant'Egidio veranstalteten Gebetstreffens unter dem Vorsitz des Präfekten der Kongregation für die Orientalischen Kirchen, Kardinal Achille Silvestrini, der der Gemeinschaft von Anfang an nahestand. Am 15. April wurde der italienische Botschafter aus Algier abberufen: eine politische Entscheidung, wie es in den Medien heißt. Der Diplomat widersprach dem von Sant'Egidio verfolgten diplomatischen Kurs, der Gespräche mit den Fundamentalisten vorsieht. Am 18. April lud die Führung des PPI Riccardi ein, bei einer offiziellen Parteiveranstaltung einen seiner historischen Berichte zum fünfzigsten Jahrestag des Wahlsieges von De Gasperis Democrazia Cristiana vorzulesen. Einen Tag zuvor besuchte der stellvertretende amerikanische Außenminister, Strobe Talbott, den Geistlichen Assistenten von Sant'Egidio, um die bereits feste Beziehung zwischen der Gemeinschaft und der amerikanischen Diplomatie zu bestätigen. Im März hatte Außenministerin Albright das Hauptquartier von Sant'Egidio in Trastevere aufgesucht - dies ist in der Tat eine ungewöhnlich Geste -, während der vorläufige Bericht des Beratungsausschusses des Außenministeriums im Januar die Beteiligung der Gemeinschaft Sant'Egidio an Friedensprozessen als beispielhaften Beitrag einer religiösen Bewegung hingestellt hat.

Angriffe
Avvenire gegen einen Professor der Gregoriana

     Es kommt nicht alle Tage vor, daß die Tageszeitung der italienischen Bischofskonferenz, Avvenire, einen heftigen Angriff auf ein Buch eines (wenn auch emeritierten) Professors der Päpstlichen Universität Gregoriana veröffentlicht. Am 14. April erschien allerdings ein langer und polemischer Artikel des Theologen Inos Biffi mit dem Ziel, „die zweifelhaften Thesen" auseinanderzunehmen, wie sie der Jesuit Jacques Dupuis, emeritierter Professor für Dogmatik an der Gregoriana und bis Ende 1996 Berater des Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog, in seinem im Queriniana Verlag erschienenen Werk Verso una teologia cristiana del pluralismo religioso (Einer christlichen Theologie des religiösen Pluralismus entgegen) vertreten hat.

Römische Kurie
Neue Ernennungen wiederum am Samstag

     Es ist mittlerweile Tradition, daß die Ernennungen in der Römischen Kurie an einem Samstag bekanntgegeben werden (vgl. 30Tage, Nr. 3/ 1998, S. 36). Die Ernennung des Generaloberen der Missionsoblaten von der Unbefleckten Jungfrau Maria, Marcello Zago, zum Sekretär der Kongregation für die Evangelisierung der Völker erfolgte in der Tat am Samstag, den 28. März. Am gleichen Tag wurde der holländische Msgr. Karel Kasteel vom Untersekretär zum Sekretär des Päpstlichen Rates Cor unum befördert. Am 4. April, ebenfalls ein Samstag, wurde die Ernennung von Erzbischof Carlo Maria Viganò zum Delegaten der Päpstlichen Vertretungen beim Staatssekretariat bekanntgegeben.
     Zago, der das Amt des verstorbenen kroatischen Erzbischofs Giuseppe Uhac übernimmt, wurde im August vor 66 Jahren in Villorba (Treviso) geboren. Vier Jahre nach seinem Eintritt in die Kongregation der Oblaten von der Unbefleckten Jungfrau Maria im Jahr 1955 wurde Zago zum Priester geweiht. Als Asienmissionar erwies er sich als Fachmann für den Dialog mit den anderen Religionen, so daß er 1983 zum Sekretär des damaligen Sekretariats für die Nichtchristen (und heutigen Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog) in den Vatikan gerufen wurde. Dieses Amt hatte er bis 1989 inne. Zago war einer der Hauptinitiatoren des ökumenischen Gebetstreffens von 1986 in Assisi. Im gleichen Jahr wurde er zum Generaloberen der Oblaten von der Unbefleckten Jungfrau Maria gewählt, und dieses Amt hat er bis heute noch inne. Als Generaloberer vermittelte er zwischen der Kongregation für die Glaubenslehre und seinem Mitbruder in Sri Lanka, Tissa Balasuriya, der letztes Jahr exkommuniziert und im Januar rehabilitiert wurde. Innerhalb von wenigen Monaten erlebten die Missionare der Oblaten von der Unbefleckten Jungfrau Maria (sie zählen augenblicklich 5.000 Mitglieder und sind auf 68 Länder verstreut) eine Kardinalserhebung (des Erzbischofs von Chicago, Francis Eugene George) und eine wichtige Ernennung in der Römischen Kurie.
     Erzbischof Viganò, der ins Staatssekretariat berufen wurde, um dort als „Inspektor" der Nuntiaturen auf der ganzen Welt eine wichtige Aufgabe zu übernehmen, wurde vor 57 Jahren in Varese geboren und ist in der Diözese Pavia inkardiniert. 1973 trat er in den diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls und wurde als päpstlicher Vertreter zunächst in den Irak und dann nach Großbritannien geschickt. 1978 berief ihn der Papst ins Staatssekretariat, wo Viganò bis 1989 tätig war. In dieser Zeit bekleidete er auch das Amt des Privatsekretärs des damaligen Substituten im Staatssekretariat und heutigen Kardinals Eduardo Martinez Somalo. 1989 entsandte ihn der Heilige Stuhl als Beobachter zum Europarat nach Straßburg. Seit 1982 ist Viganò Erzbischof und Nuntius in Nigeria. Kurz nach dem Papstbesuch in dem afrikanischen Land erhielt er die ehrenvolle Berufung in die Römische Kurie.

Diplomatie
Tauranbesuch im Jemen

     Ende März reiste eine vatikanische Delegation zu einem Kurzbesuch in den Jemen. Die Delegation unter der Leitung des „vatikanischen Außenministers", Erzbischof Jean-Louis Tauran, bestand aus dem Experten des Staatssekretariats für Mittelmeerfragen, Msgr. Luigi Gatti, und dem Apostolischen Delegaten für die arabische Halbinsel und Nuntius in Kuweit und im Libanon, Antonio Maria Vegliò. Es handelte sich um den ersten offiziellen Besuch einer vatikanischen Delegation in dem arabischen Land, das noch keine diplomatischen Beziehungen zum Heiligen Stuhl unterhält. Der Pressesaal des Heiligen Stuhls hat anläßlich der Abreise der Delegation eine Pressemitteilung veröffentlicht, nicht aber nach ihrer Rückkehr. In den Gesprächen mit den jemitischen Autoritäten erörterte man unter anderem „die Möglichkeit, ein katholisches Zentrum in Sana zu errichten, wo es keine christlichen Gebetsstätten gibt." Während des Besuchs in der Hauptstadt konnte die Delegation die heilige Messe deshalb nur im Theatersaal einer Ölgesellschaft feiern. Man sprach auch über „die Rückgabe einer Kirche in Aden, die die Regierung der damaligen demokratischen Republik Jemen 1973 beschlagnahmt hatte."

Staatssekretariat
Wenn Sodano Küng zitiert

     Daß Kardinal Angelo Sodano am 24. März den Theologen Hans Küng zitierte, hat nicht nur im Vatikan ein gewisses Befremden hervorgerufen, sondern auch in den Medien. Sodano zitierte bei der Konferenz im Rahmen der römischen Volksmission zahlreiche herausragende Persönlichkeiten: Tertullian, Antonio Rosmini, Yves Congar, Vinzenz von Lerin, Ignatius von Loyola, Pius X. (Katechismus), Gregor den Großen. Was in dem Gespräch mit Journalisten aber Betroffenheit auslöste, war das lange Zitat aus dem Werk Christ sein von Hans Küng, dem der Heilige Stuhl die Lehrerlaubnis am theologischen Fachbereich der Universität Tübingen entzogen hat. Sodano hat das Werk des schweizerischen Theologen aber nicht ausgewählt, um es zu kritisieren, sondern weil er darin „einige schöne Seiten über das Geheimnis des Christentums" gefunden hat.
     Wenige Tage später, am 6. April, hat Küng in einem Radiointerview mit dem Südwestfunk erklärt, einige Dinge, die er in der Vergangenheit gesagt oder geschrieben habe, könnten hart erscheinen. Sie seien deshalb aber nicht ungerecht oder falsch. Der „abtrünnige" Theologe sagte weiter, er habe nun in der Botschaft zu seinem 70. Geburtstag (19. März) vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz und von Kardinal Angelo Sodano „neue Töne" vernommen, die auf eine Erneuerung der Kirche hinweisen. In Wirklichheit hatte der italienische Purpurträger überhaupt keine Geburtstagsglückwünsche übermittelt, sondern ihm für das Buch gedankt, das Küng ihm zuvor übersandt hatte. Er hatte es offenbar so sehr geschätzt, daß er es bei der römischen Pressekonferenz zitierte. Dieser Briefwechsel zwischen Sodano und Küng ist nichts Neues. Wenige aber wissen, daß sich beide schon seit Anfang der fünfziger Jahre kennen, als sie die Päpstliche Universität Gregoriana besuchten.

Turin
Auch Priester können von der Exkommunikation infolge von Abtreibung befreien

     Anläßlich der Ausstellung des Turiner Grabtuchs hat der Erzbischof von Turin, Kardinal Giovanni Saldarini, die Vollmacht zur Befreiung von der Exkommunikation infolge von Abtreibung auf alle in Turin anwesenden Priester ausgedehnt. Gewöhnlich ist diese Vollmacht nur den vom Bischof ad hoc dazu beauftragten kirchlichen Würdenträgern vorbehalten. Diese Mitteilung führte in den Medien zu heftigen Diskussionen über den angeblichen Widerspruch zwischen der kategorischen Ablehnung der Abtreibung durch die Kirche und der „einfachen" Möglichkeit, bei einer Beichte während der Wallfahrt die Lossprechung zu erhalten. Der Berichterstatter des Corriere della Sera, Francesco Merlo, hat diese Initiative des Erzbischofs äußerst ironisch als „Marketing der Erlösung" kommentiert. Daraufhin hat der Theologe Gino Concetti in seinem Artikel im Osservatore Romano den Kommentar von Merlo als „Mischmasch von Unterstellungen, Mystifizierungen und Verdrehungen der Wahrheit" bezeichnet, „die jeder geschichtlichen, rechtlichen und religiösen Grundlage entbehren". Für die Lossprechung von der mit der Sünde der Abtreibung verbundenen Exkommunikation, erklärt Concetti, „hat der Kodex des kanonischen Rechtes ein Verfahren festgelegt, das keineswegs schändlich ist. Sie kann durch einen kanonischen Pönitentiar, einen bevollmächtigten Priester, durch Priester eines Ordens oder einer Ordenskongregation erfolgen, die entweder aufgrund eines direkten oder verliehenen Privilegs dazu die Befugnis haben. In Rom zum Beispiel haben alle Priester mit Beichterlaubnis auch die Befugnis, von der Exkommunikation infolge von Abtreibung zu befreien."

Bologna
Preis des Rotary Club an Kardinal Biffi

     Der Rotary Club West hat dem Erzbischof von Bologna, Kardinal Giacomo Biffi, den Preis „Paul Harris fellow" verliehen. Bei der Zeremonie am 31. März, die die Freundschaft zwischen dem Kardinal und dem Rotary Club besiegelt hat, sprach Biffi über den heiligen Ambrosius und Kaiser Thedosios und erklärte, durch ihre Beziehung „ist dem staatlichen Absolutismus zum ersten Mal eine Absage erteilt und der totalitäre Anspruch der politischen Macht bestritten worden".

Kardinäle 1
Do you speak English?

     „Meine englische Aussprache ist gebrochen, doch ich besuche gerade einen Sprachkurs", erklärte Kardinal Ersilio Tonini in einem Gespräch mit der italienischen Tageszeitung Il Giornale am 20. April. Die offizielle Sprache der Kirche ist immer noch Latein und auf diplomatischer Ebene Französisch, das er noch hervorragend spricht. Englisch ist in den heiligen Hallen aber offenbar die Sprache der Zukunft. Im Hinblick auf das Große Jubiläum nahm auch der Kardinalvikar von Rom, Camillo Ruini, ein paar Stunden Unterricht in der Sprache von Shakespeare.

Liturgie
Ciel geht in Rom an Land

     Zum ersten Mal fand eine Veranstaltung des Centre International d'Études Liturgiques (Ciel) in Rom statt. Am 24. März stellte es die Akten der 3. Internationalen Konferenz zum Thema „Opfer und Altar" vor, die im vergangenen Jahr in der Diözese Versailles in Frankreich tagte. Referent der römischen Veranstaltung unter dem Vorsitz von Kardinal Alfons Maria Stickler war der junge Msgr. Rudolf Michael Schmitz, Mitglied der Päpstlichen Theologischen Akademie. Anwesend waren unter anderem: Bischof Luigi De Magistris, Leiter der Apostolischen Pönitentierie; Msgr. Camille Perl, Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei; Msgr. Karel Kasteel, Sekretär des Päpstlichen Rates Cor Unum; Pater Ferdinand Pratzner, Sekretär des Päpstlichen Komitees für die Internationalen Eucharistischen Kongresse. „Der Ciel", erklärte sein Präsident, Loïc Merian, „wurde 1994 von einer Gruppe von katholischen Laien gegründet, um unter Leitung kirchlicher Experten Konferenzen zu veranstalten, die die Kenntnis und das Verständnis der römischen Liturgie der lateinischen Kirche [vor 1969] in vollkommener Treue zum Heiligen Stuhl vertiefen sollen. Im Rahmen des römischen Ausflugs wurden die Führung des Ciel von den Kardinälen Angelo Felici (Präsident der Kommission Ecclesia Dei), Jorge Arturo Medina Estévez (Präfekt der Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung), Paul Poupard (Präsident des Päpstlischen Rates für die Kultur) und Lorenzo Antonetti (Präsident der APSA) empfangen.

Pressesaal
Navarro-Valls dementiert Le Monde

     Am 18. April hat der Pressesprecher des Papstes eine angebliche Aussage des Papstes dementiert, die die Pariser Zeitung Le Monde am 20. März veröffentlicht hat. Im Kommentar des Präsidenten des israelischen Zentralrates in Frankreich, Jean Kahn, zu dem wenige Tage zuvor veröffentlichten vatikanischen Dokument über die Schoah, heißt es wörtlich: „Karol Wojtyla erklärte 1972 als Bischof von Krakau, die Schoah sei ein Sühnopfer der Juden, um für Jesu Tod Vergebung zu erlangen, und Auschwitz sei ihr Golgota.". Navarro-Vals, der nur äußerst selten die Richtigstellung von Artikeln in den Medien verlangt, hat diese Aussage entschieden dementiert: „Ich bin in der Lage zu sagen, daß Seine Emininenz Karol Wojtyla, in jener Zeit als Bischof von Krakau, diese Worte, die ihm Herr Kahn einfach in den Mund gelegt hat, nicht ausgesprochen hat. Eine solche Auffassung läßt sich aus keinem Text ableiten und spiegelt keineswegs das Denken des Stellvertreters Christi wider, das sich als gegenteilig erweist."

Kardinäle 2
Ribeiro und Bovone verstorben

     Mit dem Tod des Patriarchen von Lissabon, Antonio Ribeiro (24. März), und des Präfekten der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Alberto Bovone (17. April), beträgt die Zahl der Kardinäle nun 161, wovon nur noch 118 wahlberechtigt sind. Mit dem Tod Ribeiros im Alter von siebzig Jahren gibt es nun keinen Portugiesen mehr im Kardinalskollegium. Darüber hinaus sank die Zahl der von Paul VI. ernannten Kardinäle - Ribeiro war 1973 von Paul VI. zum Kardinal ernannt worden - nunmehr auf 28, von denen 15 wahlberechtigt sind. Die anderen 103 Wahlberechtigten hat Johannes Paul II. kreiert. Mit dem Tod von Bovone sank die Zahl der italienischen Kardinäle auf 40, von denen nur 21 wahlberechtigt sind. Damit hat sich das am 18. Januar angekündigte und am 21. Februar gefeierte letzte Konsistorium als äußerst unglücklich erwiesen. Einer der Kandidaten, der Kroate Giuseppe Uhac, starb wenige Stunden vor der Ankündigung, während seit dem 21. Februar bereits zwei Neukardinäle gestorben sind: Bovone und der Franzose Jean Balland.

Fides et ratio heißt die nächste Enzyklika, und sie handelt nicht vom New Age

     Die Gerüchte über ein bevorstehendes päpstliches Dokument über das New Age haben in den Medien für viel Rummel gesorgt. In Wirklichkeit handelt es sich aber um eine Enzyklika über die Beziehung zwischen Glauben und Vernunft. Sie wird voraussichtlich Fides et ratio heißen (auch wenn man zunächst an Veritatis cognoscendae studium - Das Streben nach Erkenntnis der Wahrheit dachte) und kein Kapitel über das New Age enthalten. Im Gegenteil, in den ersten Entwürfen wurde der Begriff nicht einmal gebraucht... (ein vatikanisches Dikasterium bereitet allerdings gerade ein Dokument speziell über das New Age vor). Die Enzyklika richtet sich nicht an alle Gläubigen, sondern nur an „die Mitbrüder im Bischofsamt", wie dies bereits 1993 bei der Enzyklika Veritatis Splendor der Fall war. Die Veröffentlichung der dreizehnten Enzyklika Johannes Pauls II. (die letzte, Ut unum sint, erschien im Mai 1995) ist für Herbst dieses Jahres, zum Semesterbeginn an den Päpstlichen Universitäten, vorgesehen.
     Erscheinen wird hingegen demnächst das Motu proprio über den Status der Bischofskonferenzen. Bereits seit 13 Jahren erwartet (seit der Bischofssynode von 1985 zwanzig Jahre nach dem II. Vatikanischen Konzil), regelt es die lehrmäßige Zuständigkeit der Bischofskonferenzen.
     Nach der Erklärung des Vatikanberichterstatters von Rai 2, Lucio Brunelli, steht darüber hinaus die Veröffentlichung einer anderen päpstlichen Verlautbarung unmittelbar bevor. Es handelt sich wahrscheinlich um ein Apostolisches Schreiben über die Sonntagsheiligung.

Martini: Warum wir die Gerechtigkeit überdenken müssen

     Kardinal Carlo Maria Martini hat unter dem bezeichnenden Titel Warum wir die Gerechtigkeit überdenken müssen der italienischen Tageszeitung la Repubblica ein langes Interview gewährt. Der Würdenträger sagte wörtlich: „Ich will nicht viele Worte über unsere Gefängnisse verlieren und auch nicht an den hohen Prozentsatz von unbestraften Verbrechern erinnern. Dennoch sind meiner Ansicht nach große Veränderungen, neue Strukturen, eine neue Ausbildung der Verantwortlichen, die Beteiligung der ganzen Gemeinschaft an einem Wohltätigkeitswerk nötig." Und Martini erklärte weiter: „Friede und Gerechtigkeit werden nicht wiederhergestellt, die Opfer nicht durch sadistische Bestrafungen der Schuldigen entschädigt. Wir müssen die soziale Entschädigung als Alternative zur Inhaftierung fördern."

Die „weiße Spur" von Kardinal Cé

     „Ich weiß nicht, wann dieses Gefühl in mir aufgekommen ist, das mich zur Weihe geführt hat. Ich glaube in den ersten Jahren meines Lebens. Meines Erachtens gibt es eine ‚weiße Spur', die ganz in diese Richtung weist." So äußerte sich der dreiundsiebzigjährige Patriarch von Venedig, Marco Cé, in einem Interview gegenüber der Wochenzeitung seiner Diözese, Gente Veneta, das der Avvenire anläßlich seines fünfzigjährigen Priesterjubiläums abgedruckt hat. In diesem Jahrhundert haben bereits drei Patriarchen von Venedig den Stuhl Petri bestiegen: 1903 Giuseppe Sarto (Pius X.), 1958 Angelo Giuseppe Roncalli (Johannes XXIII.) und 1978 Albino Luciani (Johannes Paul I.).

Bologna: Feierlichkeiten zum 18. April

     Bologna hat als einziges traditionelles Kardinalsbistum den Jahrestag des Sieges von Alcide De Gasperi am 18. April 1948 festlich begangen. Die Diözesankommission Gerechtigkeit und Frieden hat am Nachmittag des 18. April eine Studientagung unter dem Titel „Die Kirche für Italien und für die Freiheit" veranstaltet. Ehrengäste der Feierlichkeiten waren der Direktor des Osservatore Romano, Mario Agnes, und die Tochter des aus Trient stammenden Staatsmannes, Maria Romana De Gasperi. Auch Kardinal Giacomo Biffi hat an der Veranstaltung teilgenommen.